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Als Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart beschäftigt sich Prof. Dr. Bauer mit der Zukunft der Arbeitswelt. Im Interview stellt er uns das aktuelle Forschungsprojekt "Office 21" vor und erklärt, welche Vor- und Nachteile flexiblere Arbeitsmodelle mit sich bringen.
Die Arbeitswelt der Zukunft wird zugleich digitaler und physischer. Was meine ich damit? Je stärker die Geschäftsprozesse über das Internet vernetzt werden, unsere Arbeit digitaler und der Arbeitsplatz durch mobile Devices medialer wird, desto mehr wollen Menschen auch das Reale in guter Qualität erleben. Die Allzeitverfügbarkeit von Informationen, Big Data und Cloud-Lösungen sind wesentliche Ausprägungen der digitalen Welt. Lounge-Möbel, gutes Essen und qualitätsvolle Bürogebäude sind die Elemente der realen Welt. In unserer Arbeitswelt verbindet sich beides. Sie wird also hybrid.
Wir forschen im Innovationsnetzwerk "Office 21" mit circa 25 Partnern aus der Wirtschaft an den Themen zur Büroarbeit der Zukunft. Vor Kurzem haben wir eine Studie mit dem Titel "Arbeitswelten 4.0" fertiggestellt. Eine wesentliche Erkenntnis daraus ist, dass die mediale Durchdringung der Arbeit schnell voranschreiten wird. Die Verwendung von Papier geht sehr schnell zurück. Folglich werden wir in Kürze das weitgehend papierlose Büro haben.
Ein anderes Ergebnis ist, dass das sich selbst steuernde intelligente Gebäude nicht der Wunsch der Büronutzer ist. Wir brauchen also nicht vollautomatisierte Gebäude, sondern die optimale Unterstützung des Mitarbeiters. Diesem wird die intelligente Nutzung der Arbeitsumgebung ermöglicht. Hierbei werden uns flexible und adaptive - das bedeutet sensorisch und aktuatorisch gut vernetzte - Gebäude unterstützen. Letztendlich wird die Intelligenz aber beim Nutzer liegen, der mittels geeigneter Apps und Interfaces an seinem mobilen Gerät die Arbeitsumgebung nach seinen Bedürfnissen steuert beziehungsweise profilbasiert steuern lässt.
Die Gefahr besteht allerdings und wir erleben gerade, dass immer mehr Menschen damit ihre Probleme haben. Global agierende Unternehmen haben oft den Bedarf, dass die Beschäftigten über die Kernarbeitszeit "9-to-5" hinaus verfügbar sind, da beispielsweise die Kommunikation mit Zulieferanten und Kunden in anderen Zeitzonen immer wichtiger wird. Andererseits haben aber auch viele Menschen häufig das Bedürfnis, zu nicht üblichen Zeiten zu arbeiten, um sich beispielsweise um ihre Kinder oder ihre älteren Angehörigen kümmern zu können. Insofern gibt es für die zeitliche Entgrenzung der Arbeit viele Motive. Damit diese Flexibilität für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Belastung wird, braucht es achtsame Führung durch das Management und viel Eigenverantwortung beim Einzelnen. Wir müssen einfach lernen, Smartphones und Notebooks auch auszuschalten.