Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

„Die Digitalisierung vernetzt uns Wissenschaftler global“

Interview mit Jaqueline Weißbon

Egal ob Digital Native oder Digital Immigrant – Menschen sollen die Digitalisierung möglichst nah erfahren – das ist das Ziel eines Nachwuchsteams an der Fachhochschule Dortmund. Die achtköpfige Forschergruppe arbeitet auf dem Gebiet des 3D-Drucks und untersucht neue technische Lösungen sowie Materialien, die sich für das Verfahren eignen. Mit ihrem Projekt „Wir digitalisieren Dortmund“ im Rahmen des Hochschulwettbewerbs 2014 wollen sie 3D-Büsten von Passanten in der Dortmunder Innenstadt erstellen und diese anschließend in einer Ausstellung präsentieren. Projektmitarbeiterin Jaqueline Weißbon erklärt im Interview, welche Motive hinter der Idee stecken und wie die Digitalisierung den Forscheralltag verändert.

© iStock/ermek

Als Digital Native sind Sie mit digitaler Technik aufgewachsen. Worauf könnten Sie heute nicht mehr verzichten?

In meiner Arbeitswelt sind der PC und das Internet nicht wegzudenken. Der Computer übernimmt nicht nur komplizierte Berechnungen und das komplexe Verwalten von Daten, sondern hilft zudem gerne mal bei Gedächtnislücken via Google weiter. Auch der 3D-Drucker wird mit dem PC angesteuert und mit digitalen, vom ihm erzeugten, 3D-Modellen gespeist. Ich finde es außerdem unfassbar, was der Computer bei der Erstellung von 3D-Scans leistet und wie er mit Hilfe von Software ein Oberflächennetz aus über 100.000 Polygonen erstellt, um ein 3D-Objekt nachzubilden.



Wie kam es zu der Idee, am Hochschulwettbewerb teilzunehmen?

Im privaten Umfeld stößt man bei dem Thema 3D-Druck und -Scan immer auf Interessierte. An die durch die Medien vorangetriebene Neugier bezüglich des 3D-Drucks möchten wir anknüpfen und unsere Erfahrungen und unseren Wissensschatz bezüglich des 3D-Drucks und -Scans kommunizieren. Der Hochschulwettbewerb „Mehr als Bits und Bytes, Nachwuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit“ bietet dabei den perfekten Rahmen.



Was möchten Sie mit dem Projekt erreichen?


Möglichst viele Menschen sollen hochaktuelle Technologien der Digitalisierung am eigenen Leib erfahren. Die Handhabung entstandener digitaler Daten und die daraus resultierenden Möglichkeiten sollen begreifbar gemacht werden. Außerdem werden der Kreativität durch Rapid Prototyping, das heißt der schnellen Herstellung von Musterbauteilen, neue Möglichkeiten eröffnet. In diesem Sinne erhoffen auch wir uns, neue Forschungsideen durch den Dialog mit den Passanten zu erhalten.

 Ältere Menschen, sogenannte Digital Immigrants, sind nicht mit digitaler Technik aufgewachsen. Könnten diese Menschen Berührungsängste mit dem 3D-Druck-Experiment in der Dortmunder Fußgängerzone haben? Da das Prinzip des gezeigten 3D-Druckers einer Heißklebepistole ähnelt, erwarten wir bezüglich des 3D-Druckers keine Berührungsängste. Anders schätzen wir die Bewertung der 3D-Scanner ein. Berührungsängste beziehungsweise Diskussionsbedarf erwarten wir dort nicht wegen der Technik, sondern wegen der aktuellen Datenschutzdebatten.



Big Data, ResearchGate und Open Access – Digitalisierung verändert die Wissenschaftslandschaft. Wie könnte digitale Technik die Forschung in 20 Jahren aussehen lassen?

Ich denke, alles läuft auf eine immer mehr zunehmende Vernetzung von Wissenschaftlern hinaus. In 20 Jahren sollte der Prozess soweit fortgeschritten sein, dass die Mitglieder einer Forschungsgruppe an verschiedenen Standorten dieser Welt an einem Projekt arbeiten und auf alle Forschungsdaten direkt zugreifen können.

Zur Person

3D-Büste der Physikerin

Jaqueline Weißbon ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Physik- und 3D-Drucklabor der Fachhochschule Dortmund. Ihren Master in Physik absolvierte die 27-Jährige 2012 an der Universität Duisburg-Essen.