Moorbewohnerin ist Alge des Jahres 2022 - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

09.12.2021

Moorbewohnerin ist Alge des Jahres 2022

Kurz & Knapp
  • Die Mikroalge Stylodinium ist von der Deutschen Botanischen Gesellschaft. zur Alge des Jahres 2022 gekürt worden.
  • Stylodinium ist ein Einzeller. Sie lebt meist als Aufsitzeralge und heftet sich mit ihrem Stiel an andere vielzellige Algen.
  • Die Mikroalge ist auch im Plankton bayerischer Moorseen zu finden und gilt als Anzeiger für intakte Moor-Ökosysteme.

Mikroalge mit Stiel

Die Deutschen Botanische Gesellschaft (DBG) hat die Mikroalge Stylodinium zur Alge des Jahres gekürt. Der Einzeller lebt eher im Verborgenen und heftet sich an vielzellige Algen, obwohl er selbst schwimmen könnte. Die sogenannte Aufsitzeralge ist auch in heimischen Mooren zu finden und gilt als Gradmesser für deren ökologischen Zustand.

Die Alge des Jahres wird seit 2007 von der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG) gekürt. Dieses Mal fiel die Wahl auf einen im verborgenen lebenden Kandidaten: die Mikroalge Stylodinium. Mit der Wahl folgt die DBG einem Vorschlag von Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Alfred-Wegener-Institut (AMI). Das Besondere an Stylodinium: Der Einzeller heftet sich an andere vielzellige Algen an, obwohl er selbst schwimmen kann.

Dafür hat die Mikroalge einen besonderen Mechanismus entwickelt. „Sie sondert eine Art Klebstoff ab, mit dem sie auf der Oberfläche des Trägers anhaftet. Durch eine anschließende Rückwärtsbewegung bildet sich ein kleiner, starrer Stiel aus – Stylodinium wird so zur Aufsitzeralge“, erklärt Marc Gottschling von der LMU München, der die Einzeller seit Jahren gemeinsam mit Forschenden des AWI untersucht.

Ungewöhnliche Lebensweise und Gestalt

Nicht nur die Lebensweise der Mikroalge ist ungewöhnlich. Sie hat auch einen sehr eigenwilligen Aufbau. Die zu den Panzergeißlern gehörende Spezies besteht aus einer Ober- und Unterschale aus Cellulose-Platten. Diese beiden Hälften sind in der Mitte durch eine gürtelartige Furche getrennt, in der eine Geißeln verläuft. Diese Quergeißel dient der Alge als Steuerungsorgan, damit sie sich im Raum orientieren kann.

Eine zweite Geißel gibt der Alge den Schub, um im Wasser voranzukommen. Einige freilebende Arten von Stylodinium kommen jedoch auch ohne diese Geißeln aus und unterscheiden sich auch in ihrer Gestalt von den beweglichen Verwandten. Diese unbeweglichen Einzeller sorgen jedoch häufig dafür, dass sie die eher ungünstigen Umweltbedingungen wie die Wintermonate in Mittel- und Nordeuropa überleben können.

Lebensräume der Stielalge verschwinden

Die Mikroalge Stylodinium ist nicht nur im Regenwald zu finden. Sie ist auch im Plankton heimischer Moore zu Hause. Dennoch ist vergleichsweise wenig über die im verborgenen lebende Mikroalge bekannt. Bekannt ist jedoch, dass die Stielalge ein Gradmesser für ökologisch intakte Moor-Gewässer ist und der Biodiversitäts- und Klimaforschung dienen können.

Mit der Zerstörung der Lebensräume wie Moor und Regenwald ist auch die Existenz der ungewöhnliche Mikroalge bedroht. Fachleute befürchten, dass die Stylodinium verschwinden könnte, bevor deren Arten umfassend wissenschaftlich erforscht sind.

Weitere Informationen
Passende SDG´s