Photovoltaik auf dem Acker lohnt sich - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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03.03.2021

Photovoltaik auf dem Acker lohnt sich

Kurz & Knapp
  • Der Anbau von Energiepflanzen auf Ackerflächen kollidiert oft mit den Interessen der Landwirtschaft, Nahrungsmittel anzubauen. Die Agri-Photovoltaik (Ag-ri-PV) kann zur Lösung dieses Konflikts beitragen.
  • Ein aktueller Leitfaden zur Agri-PV zeigt erstmals, welche Möglichkeiten der Ackerbau unter Solarpaneelen für Landwirtschaft und Klimaschutz bietet, und welche Hürden noch zu meistern sind.
  • Die Broschüre entstand unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesystem (ISE) und steht zur öffentlichen Nutzung als Download bereit.

Leitfaden zur Agri-Photovoltaik zeigt Potenzial und Hürden

Ackerflächen doppelt nutzen – Nahrungsmittel und Strom parallel zu erzeugen. Das Konzept der sogenannten Agri-Photovoltaik hat großes Potenzial, wie ein Leitfaden vom Fraunhofer ISE zeigt. Erstmals werden darin Möglich-keiten des Ackerbaus unter Solarpaneelen für Landwirtschaft und Klimaschutz beschrieben, aber auch Hürden der Umsetzung benannt.

Windkrafträder und Solaranlagen sind ein Treiber der Energiewende. Doch die Nutzung wertvoller Ackerflächen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien kollidiert oft mit den Interessen der Landwirtschaft, Nahrungsmittel anzubauen. Eine Lösung für diesen Konflikt bietet die Agri-Photovoltaik. Hier können Landwirte Ackerflächen gleich doppelt nutzen – und zwar zur Nahrungsmittelproduktion und Stromerzeugung: während auf dem Acker Weizen und Mais wachsen, erzeugen darüber Solarpaneele Energie.

Forschende vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesystem (ISE) haben die duale Ackernutzung über Jahre erforscht. In einem Leitfaden zeigen sie erstmals, welche Möglichkeiten die Agri-Photovoltaik für Landwirtschaft und Klimaschutz bietet, welche Hürden die Nutzung einschränken und wie sie abgebaut werden können.

Chancen für Landwirtschaft und Klimaschutz

Den Forschenden zufolge bietet die Agri-PV verglichen mit anderen Photovoltaikanwendungen besonders große Chancen. „Das reduziert die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen und trägt zu einer effizienteren Landnutzung bei“, resümiert Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE. „Darüber hinaus kann die Agri-PV Schutz vor Hagel-, Frost- und Dürreschäden bieten und macht Schutzfolien und andere Materialien überflüssig. Auch kann eine Reduktion der Windlasten und der Sonneneinstrahlung zu einem geringeren Wasserverbrauch in der Landwirtschaft beitragen.“

Zudem haben Studien auf dem Versuchsfeld am Bodensee gezeigt, dass der Anbau unter den Solarmodulen bei einigen Ackerfrüchten auch zu höheren Erträgen führt. Die Solarstromerzeugung bietet Landwirten eine stabile zusätzliche Einkommensquellen und erhöht damit die Resilienz vieler Höfe gegenüber Ernteausfällen.

Vier Prozent der hiesigen Ackerfläche würde reichen

Die Stromerzeugung auf dem Acker könnte die Energiewende vorantreiben – ohne wertvollen Boden dafür zu belegen. Den Forschenden zufolge würden rund vier Prozent der deutschen Ackerflächen reichen, um mit dieser Technologie den gesamten aktuellen Strombedarf in Deutschland zu decken. Neben den Vorteilen der Agri-Photovoltaik liefert der Leitfaden aktuelle Informationen über das Potenzial und den Entwicklungsstand der Technologie.

Zugleich werden Hürden aufgelistet, die eine Nutzung der Agri-PV in Deutschland noch erschweren, aber auch Vorschläge formuliert, um diese Hemmnisse abzubauen. „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen könnte das enorme Potenzial der Agri-PV erfolgversprechend erschlossen werden“, ist Tromms-dorff überzeugt. „Für das Klima und die Landwirtschaft wäre das eine gute Nachricht.“ Die mehr als 50 Seiten umfassende Broschüre steht zur öffentlichen Nutzung als Download bereit.