Umstritten bleibt, ob wir von einem produktivitätssteigernden technologischen Wandel, also bioökonomischer Innovation, erwarten können, dass sich dieser Landnutzungskonflikt hinreichend entschärft. Technologie-Optimisten schlagen sich hier in der Regel auf die Seite von Nobelpreisträger Norman Borlaug. Borlaug argumentierte, dass bei steigenden Erträgen (d.h. Produktivitätsgewinnen) in der Landwirtschaft, weniger Fläche benötigt würde, um dieselbe Menge Nahrungsmittel herzustellen. Im selben Maße wie diese theoretische Aussage zutrifft, ist es berechtigt zu fragen, ob (1) der hier postulierte Einspareffekt sich in der Realität positiv auf den Schutz natürlicher Ökosysteme ausgewirkt hat und (2) ob er unter Umständen auch dazu führt, dass mit günstiger produzierter Biomasse verschwenderischer umgegangen wird. Die empirische Forschung zu beiden Fragen (siehe weiterführende Informationen) legt nahe, dass bioökonomische Innovation gleichermaßen technologisch als auch institutionell voranschreiten muss.
Institutioneller Wandel und internationale Kooperation
Wenn wir wollen, dass Technologien neue Möglichkeiten eröffnen, müssen wir gleichzeitig Sorge dafür tragen, dass unsere gesetzlichen Regelwerke und Durchsetzungsmechanismen den Raum für verantwortungslose Nutzungsformen effektiv einschränken. Diese an sich triviale technikphilosophische Einsicht stellt uns im Kontext global vernetzter Bioökonomien vor enorme Herausforderungen.
Biomasse-basierte Produkte werden international gehandelt und sowohl Wissen als auch Technik lassen sich immer leichter über Grenzen hinweg transferieren. Nicht Alleingänge, sondern Kooperation und multilateral koordiniertes Handeln sind gefragt, wenn Technologie inspiriert durch biologische Prinzipien dort verantwortungsvolle Anwendung finden soll, wo sie den größten Nutzen verspricht. Dazu gehören unter anderem gut ausgestattete und unabhängige internationale Strukturen für die Technikfolgenabschätzung, faire Regeln für den Wissens- und Technologietransfer und bindende Nachhaltigkeitsstandards in internationalen Handelsabkommen.