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Gefährdetes Ökosystem - Schwindsucht, Nekrose und Pocken bei Korallen?

Gefährdetes Ökosystem - Schwindsucht, Nekrose und Pocken bei Korallen?

ZMT-Studie untersucht Mehrfacherkrankungen im Korallenriff

Welche Gründe führen zum Korallensterben?

Korallen können bei steigender Wassertemperatur bleichen. Dieses bekannte Leiden führt oft zum Korallensterben. Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) haben jetzt die Spur weiterer Korallenkrankheiten aufgenommen. Dabei spielen Bakterien eine Rolle. Die mikroskopisch kleinen Mitbewohner der Riffe werden umso toxischer, je mehr Abwässer in die Meere und Ozeane fließen. Die Korallen erkranken und die Diagnosen klingen seltsam vertraut: Schwindsucht, Nekrose und Pocken.

Im Ökosystem Riff leben immer auch Bakterienstämme. In der Regel gestaltet sich das Miteinander harmonisch. Steinkorallen nutzen zum Beispiel Bakterien. Die Mikroorganismen helfen den Nesseltieren bei der Ansiedlung ihrer Larven. Für das Ungleichgewicht sorgen Abwässer aus Städten, Hotels und der Industrie. Durch sie werden Stickstoff und Phosphate ins Meer gespült, die die Algen blühen lassen. Algen wiederum konkurrieren mit Korallen um den Siedlungsplatz im Riff und überwuchern sie. Das passiert immer dann, wenn das Nährstoffangebot im sonst eher klaren und nährstoffarmen Wasser der Riffe überhandnimmt.

Die Algen geben Zucker wie Glucose oder Galactose ins Wasser ab. Zucker findet sich aber auch in hoher Konzentration in Abwässern. Spezifische Bakterien stürzen sich auf dieses Festmahl gelöster Kohlenstoffe und vermehren sich ungebremst. Aber welche Rolle spielen diese Bakterien als potentielle Krankheitserreger der Korallen? Im Labor setzte das ZMT-Team Korallen und Algen diversen Konzentrationen von Zuckern aus. Die Studie, jüngst im Fachmagazin ‚ISME Journal’ publiziert, offenbart Erstaunliches: Zum einen verändert sich in Wasser mit höheren Zuckerkonzentrationen die Zusammensetzung der Bakterienarten grundlegend. „Es finden sich nun viel mehr pathogene Bakterien, die sonst eher selten in Korallenriffen vorkommen, denn sie können die Zucker effizient verarbeiten“, erklärt Astrid Gärdes vom ZMT. „Zum anderen schalten viele der harmlosen Bakterien nun Gene an, die einen Cocktail an schädlichen Stoffen produzieren und werden dadurch auch pathogen.“

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Solche Bakterientoxine beeinträchtigen Korallen. Zwar besitzen diese ein Immunsystem, das sich gegen Schädlinge wehren kann. Befinden sich jedoch Algen in Riffen auf dem Vormarsch, so werden die Korallen weiter geschwächt. Steigen zudem die Wassertemperaturen, so reagieren auch die Algen und sondern Giftstoffe gegen die Korallen ab. Letztere können dann einer Infektion durch Bakterien nicht mehr standhalten. In von Algen dominierten Riffen findet sich daher häufig eine hohe Anzahl an Korallen, die beispielweise an weißen Pocken, der Weiß- oder Schwarzbandkrankheit leiden. „Ein Hot-Spot für Korallenkrankheiten ist die Karibik“, sagt Gärdes. „Hier führen nicht nur Abwässer, sondern auch die starke Überfischung zum Wuchern der Algen, da viele der pflanzenfressenden Fische den Hobby- und Berufsfischern zum Opfer fallen.“

19.12.2017

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