Dr. Peter Jäger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
"Allgemein gesprochen: nicht alles tun, was wir tun können, sondern den Konsumlevel auf allen Ebenen herunterfahren."
"Ich erforsche vor allem die Spinnenfauna von Südostasien und habe in den letzten Jahren über 200 Spinnenarten für die Wissenschaft neu beschrieben. Meine Ziele sind dabei praxisorientiert: Die Artenvielfalt soll möglichst vollständig für die Wissenschaft verfügbar gemacht werden. Neben einer direkten Nutzung, z.B. von Spinnengiften für die Pharmakologie oder Spinnenseide für die plastische Chirurgie, steht ein offensichtlich bescheidener Aspekt: die Artenvielfalt in den Ursprungsländern kann zu einem nachhaltigen Nutzen vor Ort eingesetzt werden. Ein Beispiel ist die Laotische Riesenkrabbenspinne, die das Potential zu einem (Öko-)Tourismus-Magneten hat. Verdienen Ortsansässige Geld mit der Natur, werden sie diese auch schützen. Daher ist der Aufklärung über ökologische Zusammenhänge und über den Stellenwert der Natur für uns Menschen oberste Priorität einzuräumen. So erstellte ein deutsch-laotisches Forscherteam ein Poster 'Spiders of Laos', ein Student an der National University of Laos erhält ein deutsches Stipendium für seinen Masterstudiengang und im November 2012 wird ein erstes Symposium 'Spiders of the Greater Mekong Region' in Laos abgehalten."
Bitte setzen Sie den folgenden Satz fort: Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...
Dr. Peter Jäger: ..., dass die heutige Generation nicht nur in ihre Tasche wirtschaftet oder die eigenen Kinder berücksichtigt, sondern die einmalige Gabe Ihres Verstandes nutzt und Generationen in die Zukunft denkt, um unseren Planeten für die Zukunft zu erhalten.
In welchem Projekt forschen Sie zurzeit?
Dr. Peter Jäger: Seit mehr als zehn Jahren erforsche ich die Artenvielfalt der Spinnenfauna auf unserem Planeten. Dabei fokussiere ich meine Expeditionen auf Südostasien und hier besonders auf Laos.
Wie wird dieses Projekt in Ihrem Museum bzw. Ihrer Einrichtung den Besuchern präsentiert?
Dr. Peter Jäger: Zurzeit gibt es eine Sonderausstellung „Faszination Spinnen“, die den Besuchern neben lebenden Spinnen die Erforschung der laotischen Spinnenfauna in Texttafeln und großformatigen Fotografien näherbringt. In der Dauerausstellung werden neben einem Höhlendiorama mit der 2003 wiederentdeckten Heteropoda maxima (Spinnenart mit der größten Beinspannweite aus laotischen Höhlen) über einen Video-Bildschirm aktuelle Ergebnisse von Expeditionen und Forschung gezeigt.
Wie könnten Ihre Forschungsergebnisse unser Leben verändern?
Dr. Peter Jäger: Wenn ich neue Arten beschreibe, haben die wenigsten einen direkten Einfluss auf unser alltägliches Leben. Die Tatsache, dass ich diese neuen Arten und ihre bedrohten Lebensräume in die Medien bringe, wird hoffentlich das Bewusstsein der Menschen verändern. Zudem können die Ergebnisse meiner Grundlagenforschung dazu benutzt werden, um Screenings an Spinnenseide oder Spinnengiften zu vervollständigen.
Haben Sie einen Tipp für nachhaltiges Verhalten im Alltag?
Dr. Peter Jäger: Allgemein gesprochen: nicht alles tun, was wir tun können, sondern den Konsumlevel auf allen Ebenen herunterfahren. Daneben ist meines Erachtens das Informieren und das Nicht-Vergessen (=Nicht-Verdrängen) über die dringenden Probleme unserer Zeit enorm wichtig. So z.B. informieren ein Kollege und ich auf der Website www.stop-overpopulation.org in einem kleinen Manifest über die möglichen Folgen der menschlichen Überbevölkerung. Diskussionen mit Menschen in so unterschiedlichen Ländern wie China und Laos zeigten mir, dass diese Informationsbewegung von unten kommen muss, da Politik und Wirtschaft nicht willens sind.
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
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