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Industrie 4.0 und das Internet der Dinge: zwei Bereiche, die viele Fragen aufwerfen und Euphorie, aber auch Unsicherheit schüren. Was passiert, wenn alle Geräte mit dem Internet verbunden sind? Werden Maschinen die Arbeiter ersetzen? Technologische Erneuerungen werden viel verändern, aber bieten auch große Chancen für Verbraucher, Arbeitnehmer und Unternehmen. Sechs Thesen geben einen Ausblick auf die wichtigsten Entwicklungen.
Alle reden von der vierten industriellen Revolution, aber es ist eher eine Evolution, statt eine disruptive Umwälzung, und sie hat bereits begonnen. Sie passiert schnell, dennoch fehlt das radikale Element einer Revolution. Innovationen, in die bereits investiert wurde, wie beispielsweise Big Data oder Cloud Computing, bleiben weiterhin wichtig. Zahlreiche Maschinen sind bereits ans Internet angeschlossen und lassen sich in Echtzeit aus der Ferne verfolgen und steuern, zum Beispiel beim Container-Tracking. Was noch fehlt, ist eine breitere Vernetzung und der Austausch von Daten untereinander.
Bis 2020 werden laut Schätzungen 20 Milliarden Geräte ans Internet angeschlossen sein. Die Waschmaschine wäscht dann, wenn der Strom am günstigsten ist. Die Heizung orientiert sich mit ihrer Wärmezufuhr daran, in welchem Zimmer der Bewohner sich gerade aufhält. Oft fehlen jedoch noch passende Sicherheitsmechanismen für neue Geräte. Das wird schon jetzt deutlich bei intelligenten Fernsehern, die mit dem Netz verbunden sind und daher mittlerweile auch unter Virenattacken stehen. Aber wer scannt seinen Fernseher schon nach Trojanern?
Es wird einen Wandel in der Produktion geben, der eine Veränderung im Konsumverhalten mit sich bringt. Das Konsumverhalten beeinflusst wiederum die Art und Weise der Herstellung. Wir werden einen völlig anderen Anspruch an die Waren haben, die wir kaufen. Schon jetzt gibt es stark personalisierte Produkte, wie den Sportschuh, der an den Fuß angepasst wird. Farbe und Design können zusätzlich gewählt werden. Mit der Industrie 4.0 nimmt auch das Verlangen nach Individualisierung bei komplexeren Gütern stark zu. Das wird der Endverbraucher erwarten und bald als selbstverständlich betrachten. Niemand möchte mehr Massenware, stattdessen muss es ein individuelles Produkt sein.
Bald können Verbraucher direkt nachverfolgen: Wo kommt der Rohstoff her? Wo wird etwas zusammengenäht oder gebaut? Und unter welchen Bedingungen? Das Internet der Dinge bietet mehr Transparenz bei Produktionsprozessen und Zuliefererketten. Längst gibt es Debatten über die Arbeitsbedingungen der Textilindustrie oder über die umstrittene Gewinnung von Coltan und anderen seltenen Erden. Kann der Verbraucher bald bei der Produktion seiner neuen Schuhe oder seines Smartphones online dabei sein, könnten natürlich noch mehr Details an die Oberfläche kommen. Viele Verbraucher werden bessere Arbeitsbedingungen und fair gewonnene Rohstoffe erwarten. So entsteht auch ein großes Potential für kulturellen Wandel und mehr Nachhaltigkeit.
Was bedeutet Industrie 4.0 für die Arbeitswelt? Über die Beziehung von Industrie 4.0 und Mensch wird viel diskutiert. Oft herrscht Verunsicherung, da vermehrte Informationstechnologien die Produktionswelt sehr schnell verändern. Daher ist es für Angestellte wichtig, die Chance zu bekommen, lebenslang zu lernen. Unternehmen müssen regelmäßig schulen und weiterbilden, um ihre Arbeitnehmer mit neuen Technologien vertraut zu machen und keinen außenvorzulassen. Das wird ein entscheidendes Erfolgskriterium für Firmen sein. Insgesamt wird durch neue Technologien die körperliche Arbeit in der Produktion und Logistik abnehmen. Gerade für ältere Mitarbeiter kann dies eine positive Entwicklung sein.
Was wird in Zukunft wichtiger sein? Hochwertige Produkte, die mit neuer IT ausgestattet sind oder wird die IT im Vordergrund stehen und das Produkt - die schöne Hülle - tritt dahinter zurück? Diese Frage wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Deutschland kann mit seinen Qualitätsprodukten dazu beitragen, diesen Trend zu prägen. Auch wenn es um Datensicherheit geht, können die strengen deutschen Regularien ein Vorteil sein. Kunden vernetzen und teilen sehr wichtige Daten oder stellen sie in der Cloud zur Verfügung. Dafür ist Datenschutz essentiell. Schwebt die Cloud im Datencenter von SAP in Baden, schafft das Vertrauen.
Prof. Dr. Uwe Kubach, Vice President bei SAP BIT Emerging Products, leitet die Entwicklung im Bereich Technologie für das Internet der Dinge. In seiner Rolle verantwortet er SAP‘s Innovationen und Entwicklung zu den Themen Maschine-zu-Maschine Kommunikation und Technologieplattform für das Internet der Dinge. Uwe Kubach ist zudem Honorarprofessor an der Technischen Universität Dresden und berät zahlreiche Organisationen.