Individualisierte Medizin – ein Überblick
Von der Individualisierung der Medizin werden große Fortschritte hinsichtlich der Prävention, den Behandlungsergebnissen und der Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen erwartet. Ziel der Gesundheitsforschung ist es, für Patienten und Patientin die jeweils optimal angepasste Behandlung zu finden. Was verbirgt sich hinter dem Stichwort „Individualisierte Medizin"? Ein Überblick:
Eine Chance für die Zukunft
Individualisierte Medizin ist eine Chance für die Zukunft, sowohl für den einzelnen Patienten, als auch für die Sozialversicherung und die Gesundheitswirtschaft. Um ihre Potentiale zu nutzen, hat die Bundesregierung Individualisierte Medizin zu einem der sechs Schwerpunkte des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung erklärt.
Blick auf das Lebensumfeld
Bislang orientieren sich medizinische Verfahren in Entwicklung und Versorgung an einem statistischen Durchschnitt, die Individualität der Patienten wird nicht immer berücksichtigt. Doch dabei spielen Lebensumwelt und Lebensgeschichte eine wichtige Rolle. Das Wissen um gesundheitsrelevante Faktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensstil und Kultur führt dazu, dass diese Faktoren bei Diagnose und Therapie künftig stärker berücksichtigt werden können.
Rapide Technologie-Entwicklung
Das zunehmende Wissen um das menschliche Genom und seine Beeinflussung durch Umweltfaktoren sowie die rapide Technologie-Entwicklung eröffnen Möglichkeiten für individuelle Analysen, die vor einer Dekade noch nicht denkbar gewesen wären. Sie erlauben damit eine Anpassung der Behandlung an individuelle Eigenschaften. Die Erwartung ist, dass ein besseres Verständnis von Krankheitsursachen gemeinsam mit der Entwicklung neuer Techniken zur Diagnose und zur Einteilung in Risikogruppen zu einer Individualisierung der Medizin führen kann.
Zielgenaue Behandlung
Zwar kann die Individualisierte Medizin nicht jede Hoffnung auf persönliche Zuwendung der Medizinerinnen und Mediziner erfüllen. Gleichwohl profitiert die Bevölkerung von den neuesten Erkenntnissen. Für gesunde Menschen zum Beispiel werden Präventionsmaßnahmen entwickelt, die sich an individuellen Risikofaktoren orientierten. Patienten, die beispielsweise an einer Volkskrankheit leiden, werden in „funktionelle Gruppen" mit bestimmten Eigenschaften unterteilt. Dazu zählen zum Beispiel bestimmte genetische Merkmale oder die Blutgruppe. Schon heute werden Männer und Frauen zum Teil unterschiedlich behandelt. Die Berücksichtigung individueller Eigenschaften verspricht dann eine Verbesserung der Versorgung, zum Beispiel durch schnellere Anwendung von Medikamenten, auf die Patienten tatsächlich reagieren und durch Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen.
Wie nutzen wir die Chancen?
Nicht nur die einzelnen Bürgerinnen und Bürger profitieren von der Individualisierung, ebenso die Sozialversicherungssysteme und die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft. Experten sehen in der Individualisierten Medizin die Zukunft für weite Bereiche der Gesundheitslehre, insbesondere in der Arzneimittelanwendung und der Arzneimittelentwicklung. Dieser Prozess erfordert eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Herausforderungen, die damit einhergehen. Zum Beispiel wenn es um die Wirtschaftlichkeitsabschätzungen für Arzneimittel und medizinische Produkte gehen wird, Fragen nach individueller Verantwortung für die eigene Gesundheit, den Umgang mit Wissen um persönliche Risikofaktoren oder den Schutz von Patientendaten. Zahlreiche Partner im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung debattieren Fragen wie diese.