Individualisierte Bildung und kreative KI
Maßgeschneiderte Lernangebote mit KI
Individuelle Wissensvermittlung statt Lernen im Klassenverband? Wird jeder Schülerin und jedem Schüler also bald ein KI-basierter persönlicher Lernassistent zur Seite gestellt? In der betrieblichen Fort- und Weiterbildung ist KI bereits Realität. Vor allem im Maschinen- und Anlagenbau lernen die Beschäftigten neue Tätigkeiten am Arbeitsplatz vielfach schon durch Anweisung eines KI-basierten Programms.
Wird der Einsatz von KI so auch mithilfe von Apps, Wikis und YouTube-Tutorials künftig vielleicht die Lehrkräfte vollständig ersetzen? Wie werden die Lerninhalte ausgewählt? Lassen sie sich bei KI-basiertem Lernen überhaupt noch fest definieren? Wer speichert welche Daten und wie lange? Und wie wirkt sich eine „digitalisierte Lernatmosphäre“ auf den Zusammenhalt zum Beispiel einer Schulgemeinschaft aus?
Der zunehmende Einsatz von intelligenten Medien könnte auch die Rolle von Lehrerinnen und Lehrern verändern: Vielleicht werden sie nicht mehr als Wissensträger, sondern in erster Linie als empathische Moderatoren des Lernprozesses gebraucht, also für die zwischenmenschliche Beziehung und das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern oder mit den Auszubildenden.
Begeisterung für MINT-Fächer wecken
Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn sie nicht nur in der Arbeitswelt, sondern in nahezu allen Bereichen verstärkt auf lernende Systeme setzt? Sie braucht Menschen, die diese Technologien (weiter)entwickeln. Das fängt damit an, Mädchen und Jungen möglichst früh für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern – und sollte sich fortsetzen in der verstärkten Förderung von Frauen im Bereich Informatik und KI-Forschung. Nur rund 20 Prozent aller Studierenden der Informatik sind Frauen, bundesweit gibt es lediglich 14 Prozent Informatikprofessorinnen und in Berufen rund um Künstliche Intelligenz liegt der Frauenanteil bei 16 Prozent.
Wie schaffen wir es also, mehr Talente, insbesondere mehr Mädchen und Frauen für die technischen Berufe zu begeistern – nicht nur im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch um dem Fachkräftemangel in diesem Bereich zu begegnen? Vielleicht, indem wir den Fokus auf die vielfältigen, höchst unterschiedlichen Einsatzbereiche von Künstlicher Intelligenz legen, die in Zukunft entstehen werden? Neue Berufe und Geschäftsfelder, die wir heute noch gar nicht kennen. Müssen wir womöglich auch aufmerksamer beobachten, welche neuen und interessanten Möglichkeiten und Herausforderungen sich durch KI auch in bestehenden Branchen ergeben – wie zum Beispiel in der Kunst?
Wer ist der Künstler oder die Künstlerin?
Spätestens seit im letzten Jahr ein von einer KI gemaltes Bild beim Auktionshaus Christie’s für über 300.000 Euro versteigert wurde, ist eine neue Kunstform salonfähig geworden: die KI-Kunst – Werke, die von Algorithmen geschaffen wurden. Anwendungen auf der Basis von Künstlicher Intelligenz schreiben Texte, komponieren Musikstücke, machen Designvorschläge für Möbelstücke und malen Bilder.
Unklar ist nur: Wer ist dann eigentlich der Urheber des Werks? Diejenigen, die die Basistechnologie entwickelten, diejenigen, die daraus den Algorithmus programmierten oder die Künstlergruppe, die den Algorithmus mit Daten fütterte und so ein Gemälde „erschuf“? Und wann ist ein Werk schon kreativ und wann lediglich eine ganz ordentliche Kopie der von Menschen geschaffenen Werke aus einer Datenbank?
Nicht nur der Kunstbetrieb, sondern die ganze Gesellschaft wird sich mit diesen und anderen Fragen auseinandersetzen müssen, denn es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft immer mehr „KI-Kreationen“ geben wird.