Arbeitswelten in der Fabrik der Zukunft

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf, Lehrstuhl für International Production Engineering and Management, Universität Siegen und Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen Die vierte industrielle Revolution, die insbesondere mit den Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) rasant Fahrt aufnimmt, wird die Arbeitswelten in der „Fabrik der Zukunft“ wesentlich verändern. Eine von Daten getriebene Welt bringt schon heute zahlreiche Entwicklungen mit sich, von denen wir täglich profitieren. Beispielhaft seien an dieser Stelle digitale Assistenten genannt, die in der Lage sind, telefonisch Terminvereinbarungen im Restaurant oder beim Frisör vorzunehmen, ohne dass unterscheidbar wäre, ob ein Mensch oder ein Computer am anderen Ende der Leitung spricht. Diese Innovationen, denen wir im alltäglichen Leben begegnen, werden in naher Zukunft auch in unsere Fabriken Einzug halten.
Steigende Lohnkosten und eine globale Angleichung des Lohnkostengefüges erhöhen den Bedarf nach Automatisierung in der Produktion. Gleichzeitig verbessern sich die technologischen Fähigkeiten von Automatisierungslösungen, sodass deren Anwendungspotenziale ein nie da gewesenes Ausmaß erreichen. Automatisierung wird in der Zukunft jedoch nicht auf den physischen Shopfloor, also den Produktionsbereich in einer Fabrik, beschränkt sein. Vielmehr wird der Aufstieg der KI zu einer kognitiven Automatisierung der Prozesse im Produktionsmanagement führen. 
Wir stellen die These auf, dass bis 2040 ca. 80% aller heutigen Aufgaben im Produktionsmanagement durch eine KI übernommen werden. Der Produktionsmanager wird dabei nicht ersetzt, sondern er übernimmt neue Aufgaben und es entsteht eine Symbiose aus menschlicher und künstlicher Intelligenz, um die steigende Komplexität zu bewältigen. Wir nennen dieses Konzept Cyber Production Management.

Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf ist Inhaber des Lehrstuhls für International Production Engineering and Management an der Universität Siegen sowie Leiter des Bereichs Fabrikplanung am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen. Neben seiner Forschung in den Gebieten Fabrikplanung und Produktionsmanagement setzt er als teilhabender Geschäftsführer der StreetScooter Research GmbH neueste Erkenntnisse aus der Forschung in beratenden Industrieprojekten um.

Um das volle Potenzial des Cyber Production Management nutzbar zu machen, müssen in den kommenden Jahren die folgenden Fragen beantwortet werden:

•    Welche technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um KI gewinnbringend im Produktionsmanagement einzusetzen?
•    Wie wandelt sich die Rolle des Produktionsmanagers mit Einzug der KI und welche neuen Aufgaben kommen für den Menschen hinzu?
•    Wie gehen Menschen mit Entscheidungen der KI um und wie wird Vertrauen in diese erreicht?


Neben technologischen werden auch gesellschaftliche Trends unsere Arbeitswelten in der Zukunft massiv prägen: Die zunehmende Urbanisierung führt zu einem Anstieg des Bedarfs an Arbeitsplätzen in den Städten. Hiervon bleibt auch der produzierende Sektor nicht unberührt. Demzufolge müssen Lösungen gefunden werden, wie die Perspektiven von Produktion und Stadtentwicklung in urbanen Räumen miteinander vereinbart werden können, um gemeinsame Synergien zu erzielen. Die zentrale Fragestellung in diesem Themenfeld lautet: Wie können geeignete Fabriken für die Urbane Produktion der Zukunft aussehen?

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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass aktuelle Megatrends die Arbeitswelten in der „Fabrik der Zukunft“ stark verändern werden. Neben der Urbanisierung, die neue Lösungskonzepte für Produktion in urbanen Räumen erfordert, stehen uns insbesondere mit dem Einzug der künstlichen Intelligenz in unsere Fabriken große Veränderungen in der Art und Weise, wie wir in Zukunft leben und arbeiten, bevor. 
Wir knüpfen in unseren Forschungsaktivitäten an diese Herausforderungen an und arbeiten mit dem Cyber Production Management an einem Paradigmenwechsel, der die Gestaltung des zukünftigen Managements in produzierenden Unternehmen als Symbiose künstlicher und menschlicher Intelligenz beschreibt.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.