Wie funktioniert Stressmanagement

Vorweihnachtsstress: Vieles muss noch vor Jahresende erledigt werden, privat wie beruflich. Wie Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Teams und ganze Unternehmen diesem Phänomen entgegenwirken können, erklärt Psychologieprofessorin Katja Mierke von der Hochschule Fresenius in Köln. Sie empfiehlt, Stress klärend zu begegnen.

Gemeinsam mit der Diplom-Psychologin Elsa van Amern hat sie ein „Drei-Ebenen-Modell gesunder Klarheit“ für Unternehmen entwickelt. Sie beschreiben das Modell in ihrem Buch „Klare Ziele, klare Grenzen. Teamorientiert Nein-Sagen und Delegieren in der Arbeitswelt 4.0“.

Das Modell ist ein systemischer Ansatz in Organisationen, bei dem das Individuum und seine Umwelt im Mittelpunkt stehen. Die Psychologinnen definieren drei Ebenen der Klarheit: die innere, die äußere und die Klarheit im System. Die innere Ebene steht für die klaren Ziele des Einzelnen. Die äußere Ebene bezieht sich auf eine klare Kommunikation. Bei der Ebene Klarheit im System geht es darum, dass Teams und Organisationen flexible Systeme darstellen, die schnell auf wechselnde Anforderungen der Umwelt reagieren.

„Zunächst gilt es, sich über eigene und fremde Erwartungen klar zu werden, diese zu prüfen und Prioritäten gemäß persönlicher Werte und Ziele zu setzen“, so Mierke. Diese innere Klarheit helfe, Stresssituationen zu erkennen, bevor sie entstehen. Es sei hilfreich, sich seine (positiv formulierten) Ziele sinnlich vorzustellen – zum Beispiel durch die Methode „Der ideale Arbeitstag“. Dabei stellt man sich sein ideales Arbeitsumfeld konkret vor: Wie und mit wem arbeite ich an diesem Tag zusammen, wie reagieren Kollegen und Vorgesetzte, was erreiche ich und wie fühlt sich ein idealer Tag an?

Auch interessant

Mehr Schutz und bessere Leistung durch Assistenzsysteme

Gestaltungsempfehlungen der BAuA für die Arbeitswelt 4.0

Zum Artikel

Wer diese Methode anwende, werde sich in seiner Vorstellung seiner persönlichen Werte bewusst, so die Wissenschaftlerinnen. Die werden in der Vorstellung erlebbar und geben so Veränderungsprozessen einen Sinn. „Die Vision gibt den Kurs vor, den wir brauchen, um unsere Ziele in einer sich ständig verändernden Umwelt immer wieder neu justieren zu können“, erklärt van Amern. Durch das sinnliche Erleben von Visionen werden die Hormone Dopamin und Oxytocin aktiviert und ausgeschüttet. Oxytocin dämpft Angst und Stress, Dopamin führt zu einer höheren Motivation.

„Gestalten Sie Ihr Ziel so, dass es mit Ihrem Selbstbild, Ihren Werten, Ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen harmoniert“, raten die Psychologinnen. Konkrete Vorstellungen führten dazu, sich seiner Ziele bewusst zu werden und eindeutig dahinter zu stehen.

Diese innere Klarheit erleichtere den Dialog mit Kolleginnen, Vorgesetzten, Mitarbeiterinnen und Kunden. Sie ist die Basis für die zwei folgenden Ebenen: Klarheit in der Kommunikation und Klarheit im System. „Je komplexer die Umwelt und je schneller der Wandel, desto größer ist die Herausforderung an den Einzelnen, an Kommunikation und an Koordination im System“, so die beiden Wissenschaftlerinnen.

11.12.2018