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Freiheit heute
Wissenschaftsfreiheit
weltweit unter Druck

29. April 2024

Seit nun 75 Jahren schützt das Grundgesetz die Wissenschaft hierzulande vor politischen und wirtschaftlichen Interessen. „Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“, heißt es im Grundgesetz Artikel 5, Absatz 3. Die Zahlen des Academic Freedom Index, die im März 2024 für das Jahr 2023 erschienen sind, bestätigen das: Deutschlands Wissenschaftsfreiheit, so der Index, ist eine der höchsten weltweit.

Gleichzeitig zeichnen die Zahlen ein bedenkliches Bild: In 23 Ländern sinkt die Freiheit von Lehre und Forschung, darunter Indien, Russland, die Türkei und die USA. Dies gehe unter anderem mit einer wachsenden Polarisierung einher, also einer immer stärkeren Spaltung von Gesellschaft und Politik. Dagegen sei die Wissenschaftsfreiheit zuletzt in nur zehn Ländern gestiegen.

Unfreiheit anderer Länder wirkt sich auf Deutschland aus

Zwar sind Forschung und Lehre in Deutschland frei, trotzdem sind sie von Einschränkungen in anderen Ländern betroffen. So sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in manchen Forschungsfeldern auf internationale Zusammenarbeit angewiesen – müssen sich also unter Umständen an die Einschränkungen in anderen Ländern anpassen. Hochschulen müssen daher im Einzelfall entscheiden, mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten – welche Einschränkungen sie also dulden. Dennoch empfiehlt das Team hinter dem Academic Freedom Index, internationale Kooperationen einzugehen. Zuletzt äußerte sich dazu etwa der Co-Autor der Studie, Politologe Lars Lott.

Wissenschaftsfreiheit sinkt schon seit zehn Jahren vielerorts

Der Academic Freedom Index ist eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem V-Dem Institute.  Seit 2020 gibt der Index regelmäßig Auskunft über den Grad der Wissenschaftsfreiheit von Ländern und Gebieten weltweit. Die Einschätzungen stammen von Expertinnen und Experten für die jeweiligen Länder. Mithilfe eines Algorithmus gewichten Forschende die Daten und berechnen das wahrscheinlichste Ergebnis.

Obwohl der Academic Freedom Index den Grad der Wissenschaftsfreiheit als Zahl angibt, sei er für das Aufstellen einer Rangfolge ungeeignet. Die Zahlen seien zu unsicher, um genaue Abstufungen vorzunehmen. Auch eigne sich der Index nicht für Vorhersagen. Er kann aber Trends aufzeigen, wobei zwei Entwicklungen besonders hervorstechen:  Einerseits ist die Wissenschaftsfreiheit in den letzten zehn Jahren in einigen Ländern zurückgegangen. Andererseits lässt sich beim Blick auf die vergangenen 50 Jahre erkennen, dass die Wissenschaftsfreiheit in über 50 Ländern insgesamt anstieg.

Weitere Infos

Mehr über den Academic Freedom Index erfahren Sie auf dessen Website.

Das vollständige Gespräch von Politologe Lars Lott finden Sie auf der Website von rbb24 Inforadio.